Schlauch macht Holundersekt

Ein Sekt, von dem man trinken kann, soviel man will (jedenfalls fast), ohne einen Schwips zu bekommen – wo gibt’s das? In Hohenlohe. Der Journalist Bernulf Schlauch stellt ihn her. Dabei ist der 52-Jährige aus Langenburg-Bächlingen kein Kellermeister. Was er braucht, wächst allein, etwa an Waldrändern: weiße Holunderblüten. 7.000 Blütendolden hat der Bruder des früheren Grünen-Fraktionschefs und Staatssekretärs Rezzo Schlauch 2005 gesammelt. „Das muss an einem ganz bestimmten Tag sein“, betont Schlauch. Denn: Die Blüten müssen duften, und das tun sie nicht jeden Tag.

Und wann? „Das ist Erfahrungssache“, lacht er vielsagend. Hergestellt wird der Sekt nach klassischem Champagnerverfahren mit Flaschengärung. Über zehn Jahre experimentiert Schlauch damit – und bezahlte schon Lehrgeld: Bei einem Test explodierten nachts 80 Flaschen… Seitdem er besonders dickwandige Champagnerflaschen verwendet, ist das Problem gelöst.

Auf die Idee kam er durch ein Kindheitserlebnis: Als er unter Sommergrippe litt, bekam er als Medizin vom Nachbarn Holundersekt. Dieser „Sekt“ wird schon lange in Hohenlohe im Sommer als Haustrunk hergestellt, muss aber nach drei Wochen verbraucht sein. Schlauchs Holundersekt kann man auch nach drei Jahren noch unbesorgt konsumieren. In diesem Jahr stellte er 2.000 Flaschen her. Die Flaschen hat er regelmäßig im alten Brauereikeller der Familie Wolz gerüttelt. Beziehen kann man den Sekt (in größeren Mengen für acht Euro) bei ihm oder im Bauernmarkt in Hessental.

Die Liebe zur Natur und zu Hohenlohe hat Schlauch wohl schon mit der Muttermilch eingesogen: Vater Rudolf war lange Pfarrer in Bächlingen und Autor vieler Hohenlohe- Bücher. Er hat das Hohenlohe-Bewusstsein verstärkt. Als Redakteur beim Hohenloher Tagblatt, für das er 18 Jahre tätig war, griff Schlauch gerne die Probleme der Menschen auf. Dabei kam ihm die landwirtschaftliche Ausbildung zugute. Ein engagierter Redakteur, der manchem ein Dorn im Auge war. Kein Wunder, dass er – als der Verlag Redakteursstellen abbaute – als Erster weichen musste. Weil Schlauch, der den Genüssen des Lebens nicht abgeneigt ist, in Hohenlohe bleiben wollte, machte er sich als Freier Journalist selbständig.